Kronberg (mw) – Seit 15 Jahren besteht der
Kinderchor der Kirchengemeinde St. Johann
nun schon. Der Enthusiasmus, mit dem Dekanatskantor
Bernhard Zosel den Kinderchor
leitet, die Freude, die all seinen Musikprojekten
zum gemeinsamen Musizieren und Singen zu
eigen ist, war auch zum Jubiläums-Singspiel
am Sonntagnachmittag in der Johanniskirche zu
hören. Wie gewöhnlich gut vorbereitet zeigten
sich die Kinder des Kirchenchores hochkonzentriert,
aber nicht verkrampft, gingen sie ans Werk
und führten den Besuchern des Gotteshauses
der evangelischen Kirchengemeinde St. Johann
das Singspiel „Josef und seine Brüder“ auf.
Geschrieben hat den Text für das Stück Brigitte
Antes, die Musik ist von Gerd-Peter Münden.
Die Musiker, die das Singspiel auf gewohnt hohem
musikalischen Niveau klanglich einfühlsam
abgestimmt auf die Kinderstimmen begleiteten,
waren Anetta Mukurdumova an der Violine,
Sabine Laakso an der Flöte, Stefan Bartmann an
der Klarinette, Sae Kyung Kim mit dem Violoncello
und Bernhard Zosel am Klavier.
Das Stück handelt von Jakob und seinen zwölf
Söhnen. Einer davon ist Josef (Caspar von
Heyl), den der Vater besonders liebt und der
immer wieder besondere Träume hat. Seine Brüder
werden eifersüchtig auf ihn und als sie sich
unbeobachtet fühlen, lassen sie ihre Wut an ihm
aus und werfen ihn in ein Wasserloch, so singt
der Eingangschor. Die Brüder (Philo Schorling,
Viktoria Matzen, Julia Perwas, Johanna Tippelskirch,
Tim Peter, Emilia Adomeit) machen
ihrem Ärger Luft, indem sie singen: „Ewig heißt
es lieber Vater, du bist ja toll, von dem blöden
Schleimer haben wir die Nase voll!“ Josef, liegt
schreiend im Wasserloch. Doch es soll noch
schlimmer kommen. Die Brüder holen Josef
aus dem Brunnen und verkaufen ihn für zwanzig
Silberstücke an die Händler. Sein Gewand tauchen
sie in Tierblut und bringen es dem Vater.
„Ein wildes Tier hat Josef zerrissen“, behaupten
sie. Die Karawane (die Kinder kommen in einer
langen Schlange mit einem Kamel vorneweg
vorbei) zieht mit Josef weiter nach Ägypten. Der
Chor singt das Karawanenlied und Josef wird
abgeführt. Das gespannt lauschende Publikum
erfuhr in weiteren Sprechrollen und Liedern,
wohin es mit Josef geht: Er arbeitete zunächst
für einen reichen Mann, landete jedoch aufgrund
einer Lüge über ihn im Gefängnis. Doch immer
wieder sind da Leute, die Josef mögen und ihm
weiterhelfen. Josef arbeitet als Aufseher im
Gefängnis und hilft den Gefängnisinsassen ihre
Träume zu deuten. Melancholisch und einfühlsam
gespielt und gesungen von allen gemeinsam
der Gefangenenchor à la Verdi: „Ach wie lange
sind wir schon gefangen, doch wir glauben,
dass einmal Gerechtigkeit geschieht. So mancher
fiese Schweinehund sitzt hier gewiss nicht
ohne Grund. Doch mancher sitzt hier Jahr für
Jahr, obwohl er gar nicht schuldig war.“ Josefs
Träume sollen ihm auch hier weiterhelfen. Doch
zunächst singen Katie Zöttl als der Mundschenk
und Nicolas Bergweiler als der Bäckermeister
im Gefängnis ihre Träume. „Nur mit Gottes
Hilfe“, so sagt er. Eines Tages träumt der Pharao
immer wieder von Kühen. Er weiß nicht, was
seine Träume bedeuten und hat große Angst.
Als ihm niemand helfen kann, holen sie Josef
aus dem Gefängnis und fragen ihn um Rat. „Die
sieben fetten Kühe sind sieben gute Jahre. Die
sieben vollen Ähren bedeuten reiche Ernte. Alle
haben genug zu essen. Die sieben mageren Kühe
sind sieben magere Jahre. Die sieben dünnen
Ähren drohen mit einer Hungersnot“, verrät er
dem Pharao. Der weiß damit zunächst nichts
anzufangen, kann er doch die dürren Jahre nicht
ändern. Doch Josef hat auch hier einen guten
Rat: Er solle in den fetten Jahren Kornspeicher
bauen und für die Dürrejahre Vorräte anzulegen,
um diese so zu überstehen. Der Pharao erkennt
Josefs Klugheit und ernennt ihn zum Minister.
Für Josef, der mit Assenath auch seine Liebe
findet (Theresa Legler) beginnen die guten Jahre:
Chor und Musiker untermalten den Jubel und
die Freude gekonnt mit dem lustig und freudestrahlend
gesungenen Jubellied des Hofstaates.
Überhaupt war das Zusammenspiel der Kinder
gut zu spüren, die hier für ihr junges Alter eine
hohe Verantwortung übernommen haben: Sie
hatten nicht nur Sprech- und Singrollen auswendig
zu lernen, sie mussten auch ihre Einsätze
heraushören, sich selbstständig das Mikrofon
weiterreichen und das Bühnenbild umgestalten.
Das alles meisterten sie mit Bravour, und
wenn der eine oder andere doch mal unsicher
mit dem Text oder seinem Einsatz war, zeigten
sie sich als Gemeinschaft, die sich gegenseitig
weiterhilft. Und trotz des großens Leids, das
Josef zunächst erlitt, sollte das Stück, passend
zum Jubiläum des Chors, freudig enden: Denn,
unterstützt von seiner Frau, doch auf Liebe anstatt
auf Rache zu setzen, wird den Brüdern, als
er sie als Bettler am Hofe wiedertrifft, ihre Tat
verzeihen, nachdem er sie auf die Probe gestellt
sieht, dass sie sich verändert haben und ihre Tat
an ihm bereuen. Nach gesungenen Bettelliedern
und Josefs Selbsterkenntnis, dass sein Weg, so
hart und grausam er mitunter war, der richtige
war. Nur so konnte er dem Land Ägypten helfen
und ohne diesen Weg hätte er seine liebe Frau
niemals getroffen. Und so singt der Schlusschor:
„Doch irgendwann hat man auch Glück, und
man ist sehr erstaunt. Den Weg hat Gott uns
vorbestimmt, er war nur schlecht gelaunt. Die
Brüder sind gerettet, der Josef ist gesund. Zum
Feiern und zum Lachen gibt es immer einen
Grund!“ Zunächst aber wurde lang anhaltend
geklatscht, für alle mitwirkenden Akteure. Danach
wurde mit Gummibärchen, die Bernhard
Zosel persönlich verteilte, der gemeisterte Auftritt
zum Jubiläum gefeiert. Einen beeindruckenden
gesanglichen Part bot übrigens neben Josef
auch Moritz Urbansky als Pharao und auch der
Amtsmann des Pharao (Henry von Heyl) wartete
mit einer gesanglichen Einlage auf. In den
Sprech- und sonstigen Rollen waren zu sehen
und zu hören: Emily Zöttl und Sophie Kiefer
als Sklavenhändler, Ferdinand Fahn als Wärter,
Carlotta Beyer-Enke, Paulina Beyer-Enke, Freya
Braun, Antonius Kruse, Cedric Kuhn, Livia
Geyer, Julia Rinck, Emilia Adomeit und Lea
Braune als Gefangene, Antonius Kruse ebenfalls
als Bittsteller sowie als Hofdiener und Berater
des Pharaos Louisa Achammer von Roeder und
Ferdinand Fahn und nicht zu vergessen: als verblüffend
echt wirkendes Kamel: Jakob Adomeit.